KARL München - Konzept
KARL München - Shedhalle - Konzept

Konzept

EINE PLATTFORM FÜR TALENTE,
DIE MENSCHEN VERBINDET

Unweit des Münchner Hauptbahnhofs entsteht auf dem ehemaligen Mahag-Areal das KARL mit seinen drei Bausteinen Office, Garden und Town Hall nach einem Entwurf von David Chipperfield.
Die Grundsteinlegung erfolgte im Mai 2019, die Fertigstellung ist für 2021 geplant.
„Uns geht es darum, einen Ort mit hoher Aufenthaltsqualität und eigener Identität zu schaffen. Dieser Ort mit Persönlichkeit soll zu einem lebendigen, urbanen Treffpunkt werden.“ Stephanie & Alexej Brecht-Bergen, Bauherren
KARL München - Urban Garden Dorfplatz
Garden: Dorfplatz des KARL
KARL München - Shedhalle Restaurant/Dining
Town Hall: Erbe des industriellen Areals
KARL München - Open Space
Office: Raum für Innovation und Kreativität
KARL München - David Chipperfield
Chipperfield betreibt Büros in London, Berlin, Mailand und Shanghai

Architektur

David Chipperfield





„Jedes Gebäude hat eine
Verantwortung gegenüber der Stadt.“

Chipperfield gehört zu den international gefragtesten Architekten der Gegenwart. Zurückhaltend und zugleich prägnant, überzeugt seine Architektur durch Präzision und moderne Sinnlichkeit. Natürliche, aufeinander abgestimmte Materialien und eine minimalistische Formensprache weisen ihm eine Position zu, die in der Tradition von Mies van der Rohe für Klarheit und Unaufgeregtheit steht. In einer zunehmend komplexen Welt scheint seine von sachlicher Eleganz geprägte Architektur wie keine andere in unsere Zeit zu passen.

Mit dem KARL verwirklicht Chipperfield einen wichtigen Münchner Stadtbaustein, von dem eine Initialzündung für das ehemalige Brauereiquartier in der Maxvorstadt ausgeht. Die besondere Situation des vorwiegend aus der Diagonalen ansichtigen Eckgrundstücks, erlaubt es, einen Baukörper zu platzieren, der mit allen vier Seiten im Stadtraum erscheint. Ausgewogene Proportion und repetitive Fassaden unterstreichen das klare Volumen des kubischen Baukörpers, der so weithin sichtbar den öffentlichen Raum aufspannt.

KARL München - Architektur
Die doppelgeschossigen Fassadenelemente verleihen dem KARL eine großzügige Struktur mit skulpturaler Qualität
Die Stringenz des Baukörpers, seiner Grundrissfigur und seiner Fassade führen zu einer Eindeutigkeit, die im Wechselspiel mit der städtebaulichen Situation zwischen Blockrand und Solitär erscheint. Das Haus inkorporiert beides: die industrielle Gegenwart und Geschichte des Stadtviertels und dessen zukünftigen Wandel zu einer eigenen und neuen Urbanität. 


KARL München - Achitekturmodell
Architekturmodell: Ansicht Denis- Ecke Karlstraße
Der 1.600 m² große Gartenhof mit den umlaufenden Balkonen bildet das Herz des KARL, um den sich die Nutzer gruppieren. Von hier aus erschließen sich sämtliche Bürozugänge. So ist der Gartenhof Adresse der Büromieter des KARL und wird zum lebendigen Begegnungs- und Aufenthaltsort, der die Vernetzung der Nutzer des KARL fördert.


KARL München - Vogelperspektive
Architekturmodell: Vogelperspektive
KARL München - Gebäudeschnitt
Schnitt durch das Gebäude parallel zur Denisstraße
„Jedes Gebäude hat eine Verantwortung.“

Jürgen TietzSie arbeiten seit vielen Jahren erfolgreich als Architekt von Schanghai bis New York. Was macht für Sie den besonderen Reiz Münchens aus? 

David ChipperfieldAls Architekt, der zwar aus England kommt, aber zugleich ein Büro in Berlin unterhält, ist es sehr beeindruckend, wie schön und vollständig München als Stadt ist. 

Jürgen TietzMit den skulpturalen Betonstützen und dem zauberhaften Flugdach erhält Ihr Entwurf für das KARL eine ganz besondere Note. Was gab für Sie den Impuls für diese Formfindungen?

David ChipperfieldWir standen vor der Frage: Wie verwandelt man dieses industriell geprägte Areal in ein „normales“ Gebiet und wie kann man trotzdem etwas von seiner Eigenheit bewahren? Wir haben nicht versucht, das wörtlich in das Gebäude zu übersetzen. Vielmehr drückt sich die Eigenart des Quartiers in dem robusten, loftähnlichen Charakter des Hauses aus. Wir haben dabei zu unterschiedlichen Zeitpunkten unterschiedliche Überlegungen diskutiert. Es erschien uns wichtig, das Gebäude dadurch in den Ort einzubetten, indem wir seinen Maßstab herunterbrechen. Daraus ergab sich die Entscheidung, die Fassade mit großen skulpturalen Betonfertigteilen zu gliedern und ihr so eine höhere materielle Qualität zu geben als bei konventionellen Fassadenverkleidungen. Mit der Doppelgeschossigkeit der Fassadenelemente schummeln wir ein wenig, denn es wirkt so, als wäre das Haus kleiner, als es ist. Gleichwohl ist das ein ganz übliches Verfahren in der Architektur. Denken Sie nur an die Bürogebäude im London des 19. Jahrhunderts. 

Jürgen TietzMit Ihrer Architektur sind Sie immer wieder in einen intensiven Dialog mit dem Bestand eingetreten. Beim KARL wird die alte Sheddach-Halle als Stahlskelettkonstruktion wieder errichtet. Was bewirkt dieser Dialog der Zeitschichten für die Atmosphäre eines Hauses? 

David ChipperfieldIch vermute, wir alle befürchten, dass unsere Städte an Charakter einbüßen. Unser Verhalten gegenüber der Moderne und der Geschichte ist in gewisser Weise widersprüchlich: Einerseits feiern wir die Errungenschaften der Moderne. Anderseits haben wir Angst davor, etwas zu verlieren. Das betrifft nicht nur die Architektur, sondern unser ganzes Leben. Deshalb hatten wir zunächst versucht, noch mehr vom Bestand zu übernehmen. Aber es ist natürlich sehr schwierig, das in ein neues Gebäude zu integrieren. Ich denke, die wiederaufgebaute Shedhalle wird ein schönes Element, durch das das neue Gebäude mit dem verbunden wird, was den Ort bisher ausgemacht hat.

Jürgen TietzWie wichtig ist die Wahl der Materialien für den Charakter des Hauses? 

David ChipperfieldDie doppelgeschossigen Betonelemente heben die skulpturale Qualität besonders hervor. Dazu werden die Fenster und ihre Rahmen eine zweite Ebene bilden. So entsteht einen Kontrast. Wir haben schon einige Bauten mit Sichtbetonfertigteilen fertiggestellt, aber es ist in der Tat das erste Mal, dass wir eine solche doppelgeschossige Ordnung verwirklichen. Für uns ergibt sich dabei die Herausforderung, eine angemessene Verbindung der Fassadenebenen zu formulieren. 

Jürgen TietzKünftig wird ein öffentlicher Weg zum Innenhof des KARL führen. Ein Geschenk an die Münchner und ihre Gäste mit Vorbildcharakter?

David ChipperfieldAbsolut. Wir begrüßen es, ein Haus zu entwerfen, das zusätzlichen Raum für die Öffentlichkeit schafft. Jedes Gebäude hat eine Verantwortung gegenüber der Stadt. Unser Bauherr mag diese Haltung sehr. Natürlich kamen uns einige Aspekte bei der Planung des Hofes entgegen: Der Wunsch, KARL zu einem Ort der Begegnung zu machen, der Menschen immer wieder dazu animiert sich miteinander zu treffen und zu kommunizieren. Die Öffnung des Hofes ist fundamental für den Charakter des Hauses. Tatsächlich bildet der Hof einen Art Platz aus und schafft die eigentliche Adresse. 

Jürgen TietzWelche Impulse gehen vom KARL für die Entwicklung des Quartiers aus? 

David ChipperfieldNun, ich denke, das knüpft an das an, was wir gerade gesagt haben. Das eine ist die Präsenz der Architektur selbst. Wir haben versucht ein Gebäude mit einer strengen physischen Präsenz zu entwerfen, das gegenüber seiner Umgebung mithalten kann. Das andere ist sein freundlicher Charakter, in dem es versucht, mit historischen Spuren wie dem Shed an seine Umgebung anzuknüpfen.


Das Gespräch führte Dr. Jürgen Tietz, Architekturkritiker, Publizist und Moderator.